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Nils und sein Buggy


  Nils ist ein echter Held im Erdbeerfeld. Als die letzten Bilder seines unfertigen Autos online waren, hielt es kaum einer für möglich, den Wagen in weniger als einer Woche auf die Straße zu bekommen. Nun, was soll man sagen? Er hat das scheinbar Unmögliche möglich gemacht! 

 

 
 Man will ja nicht in jedem zweiten Bericht wieder die ollen Kamellen vom Rust and Roll auspacken. Doch war es auch dieses Jahr eine sehr wichtige Wegmarke auf der man viele Freunde und Bekannte traf. Und so war es auch mit Nils und seinem Buggy “Gizmo“. Einige Tage vorher stand die Karosse noch teilzersägt herum und wurde in einem Gewaltakt mal eben schnell verbreitert und mit Fell bespannt. Was sich jetzt so zackig liest war natürlich eine Heidenarbeit.


 Eine neue Front aus Abflussrohren und GFK entstand in Windeseile und insgesamt ging das Auto stark in die Breite. Nils legte schlussendlich eine Nachtschicht ein, bezog vorerst nur das halbe Vehikel mit Fell (ihm ging der Klebstoff aus), setzte sich zusammen mit ‘nem Kollegen hinters Steuer, im Gepäck ein Zelt und eine Kiste Bier, fuhr 400 Kilometer im offenen Buggy und traf gegen Mittag auf dem Gelände in Pößneck ein. Was nur wenige für möglich gehalten hatten, dieser Spinner hat es in die Tat umgesetzt! Zu diesem Zeitpunkt war der wackere Pilot schon weit über dem Zenith und hatte sich sein Bier redlich verdient. Und den Respekt von vielen der Anwesenden ebenfalls. An Schlaf war trotzdem nicht zu denken. Die Party ging bis tief in die Nacht, wo man ihn dann schlussendlich aus dem Sargraum eines Leichenwagens fischen musste. Aber ich schweife schon wieder ab.


  Das auch die Tour zum Treffen kein Zuckerschlecken war, liegt auf der Hand. Das Auto ist extrem in jeder Hinsicht. Extrem hart, extrem laut, extrem offen. Der Ford 6 Zylinder kannte nur die Betriebsmodi „Stehen“ und „Vollgas“. Was gelegentliches Stop and Go auf der Autobahn nicht unbedingt vereinfachte. Und die niedrige „Windschutzscheibe“ verdient ihren Namen auch nur der Form halber.


 Einige Wochen später – irgendwann im September – trafen wir uns wieder. Dieses Mal hatte er seine Freundin als Copilotin dabei. Ebenfalls sehr leidensfähig. Denn die Temperaturen waren inzwischen nicht mehr so feierlich und ne Heizung gibt es nicht. Wenn man das mal mit modernen Cabrios vergleicht, deren Windschutzscheiben sich weit über den Fahrgastraum wölben und in deren Kopfstützen Heizgebläse integriert sind, selbstredend nur zusätzlich zur Sitzheizung und dem beheizbaren Lederlenkrad. (Anm. d. Red.: „Meine Fresse. Warum kauft man ich dann überhaupt ein Cabrio?!“. Egal. Es geht hier nicht um den neuen SLK oder den Z4 Roadster sondern um ein Auto.) 


  Mittlerweile ist beinahe die ganze Hülle von Gizmo kuschelweich. Anhand des Fells kann man übrigens genau nachvollziehen, wie Strömungsgünstig das Ganze ist. Alle Haare schön den Windströmungen nach ausgerichtet. Man sollte das mal als Tipp an die Entwicklungsabteilungen der großen Autohersteller weiterleiten.

 
Gizmo ist übrigens – und wie kann es anders sein - ein Lowbudgetprojekt. Die Smartsitze waren die billigsten Schalensitze die der Erbauer in einem bekannten Online-Auktionshaus erstehen konnte. Auch das Fell war nicht sonderlich teuer. Der Klebstoff hat wesentlich mehr gekostet. Hier und da musste natürlich investiert werden aber insgesamt hielt sich alles in überschaubaren Dimensionen.


  Und warum Fell? Zu oft „Dumm und Dümmer“ geguckt? Oder einen Fetisch? So ganz genau weiß es Nils auch nicht mehr. Aber er wollte immer schon ein Auto damit beziehen, hatte jedoch Skrupel wegen der Rostgefahr. Da bot sich die GFK-Karosse natürlich an, um diesen Traum in die Tat umzusetzen.


 Wie es mit dem kleinen Monster weitergeht weiß man leider noch nicht. Es könnte gut sein, dass das Projekt zugunsten einem noch extremeren Fahrzeugs eingestellt wird. Doch dazu erst mehr, wenn es soweit ist.

Text/Bilder: CW
Gegengelesen: Danilen R. B.




Dinos Daihatsu 55 Wide

 Ein Daihatsu 55 Wide? Kennen die Wenigsten. Und noch weniger haben ein solches Prachtstück der japanischen Kei Car Tradition jemals gesehen – geschweige denn gefahren...




Was Kei Cars sind? Ich könnte ja jetzt auf Wikipedia verweisen. Mach ich aber nicht. Kurz gesagt, handelt es sich bei dieser Fahrzeuggattung um Kleinstwagen in allen Formen und Farben, die je nach Baujahr bestimmte Maße nicht überschreiten dürfen. Sowohl auf Hubraum als auch auf Abmessungen bezogen. Das ganze hat handfeste Vorteile. Man muss zum Beispiel keinen Parkplatz vorweisen. Und die sind in Japan Mangelware und besonders in den Ballungsgebieten so teuer wie hierzulande ein nettes kleines Häuschen im Grünen.

Ich finde Kei Cars absolut interessant. Ok, ich interessiere mich ohnehin für Autos, die es so nur im Ausland gibt, aber gerade diese komische Nische aus Nippon ist so kurios, dass man einfach mehr darüber erfahren will. Schon darum musste ich Dino beim Fusseltreffen wegen des Autos aushorchen und ein paar Bilder machen. Kurios ist übrigens eine weitere Entwicklung: Key Cars sind mit der Zeit immer größer geworden. Umgekehrt proportional zum zur Verfügung stehenden Platz auf den Straßen. Wobei diese Autos natürlich dafür geschaffen wurden, um Raum zu sparen. Aber genug allgemeines Gesülze.
Kommen wir zu unserem Kleintransporter. Dino hat bei der Restauration des Busses darauf geachtet, dass die Angelegenheit nicht aus dem finanziellen Ruder läuft. Denn es existiert hier zu Lande kaum etwas für den kleinen Japaner. Am allerwenigsten ein Markt. Außerdem ist und bleibt das Autochen ein Hobby. Klar hätte man zum Beispiel die Lackierung professionell machen lassen können. Andere handhaben das auch so, obwohl es finanzieller Wahnwitz ist. Aber warum? Die beige-braune Lackierung, aufgetragen von Hand per Rolle, macht einen leckeren Eindruck. Und wenn man sich den kleinen Wagen so anschaut muss man ein wenig an ein abgebrochenes Stück Kinderschokolade denken. Ich zumindest.

Und obwohl dieses Auto weder Ratte, Showcar oder sonst was sein will, findet man an allen Ecken und Enden tolle Details. Schicke orange Vorhänge aus einem Schlachtbus, die mit einem Röhrenden Hirsch verzierte Heckklappe, ein Bullenfänger und unglaublich viel anderen Kram. Für Dino ist das Auto zudem als echter Minicamper geeignet.
Die Dachlatte ist nicht irgendwelcher dekorativer Unsinn im Stil der Zeit. Sie ist dafür gedacht, daran eine Plane einzuhängen, um geschützt vor Regen oder Sonne gemütlich sitzen zu können. Im Heck ist ein nettes Schlafgemach eingerichtet und wenn man eine bestimmte Körpergröße nicht überschreitet, dann kann man das Ding sogar relativ komfortabel fahren. Daran scheitert das Auto aber auch leider für mich. Denn so cool ich den auch finde: mit 187cm habe ich keine Chance länger als eine Parkplatzrunde ohne Ganzkörperkrampf durchzustehen. Schade an sich. Der könnte ein echter Bamako Motors Transporter sein.
Klein, wendig, sparsam und in wenig der automobilen Realität entrückt. So kann Autofahren auch Spaß machen. Anbei noch ein abfotografiertes Datenblatt. Ist nicht uninteressant, sich das mal anzusehen. 

Fotos und Text: CW

Simons bzw. Spunkys Omega B

„Ich hab' ihn extra noch gewaschen!“, tönt es stolz aus dem Telefonhörer. Meine linke Augenbraue wandert ein kleines Stück höher. Und etwas stockend frage ich: „Für das Fusselforumstreffen?“



Tja, da wollte sich der Simon wohl nichts nachsagen lassen. Wenn man schon ungebeten zu Gast ist, dann will man wenigstens unangenehm auffallen. Außerdem: Wer son Neuwagen fährt der muss sich auch darum kümmern. Werterhalt und so.


Nee, nee. Seien wir mal ehrlich und schauen auf die Straße. Inzwischen werden die Omega B aus den 90ern zu echten Letzthandkarren. Immer öfter sieht man übel zugerichtete Exemplare bei denen entweder der ATU-Tuningteufel oder das Opelgold* zugeschlagen hat. In vielen Fällen auch beides.


Das wiederum macht diesen Wagen zu etwas Besonderem. Der ist nämlich soweit ganz schön sauber. Also nicht nur vom Lack her. Außerdem zeigt er, dass man mit etwas Selbstironie und einem geschickten Händchen im Bezug aufs Dekorieren durchaus was Schickes hinbekommen kann und auch im Alltag etwas auffällt.


Simon ist an sich eher der Motorradfahrer als der Autonerd. Und wer ihn kennt, weiß, dass er eine gehörige Portion Humor und Sinn für Unsinn besitzt. Was sich in seiner gegen dem Mainstream gehenden Fahrzeuggestaltung widerspiegelt.


Gegen den Mainstream? Ist Stickerbomb nicht Mainstream? Ja, das ist im Hauptstrom angekommen. Aber der Rest? Der Wagen ist weder Tiefergelegt noch matt lackiert. Das gehört für Automobile Outlaws zum guten Ton. Und zwar nicht erst seit Gestern.


Auch die Felgen sind augenscheinlich stock, stammen in Wirklichkeit aber von Alfa Romeo und können in Sachen Durchmesser und Breite ein wenig mehr als die Gegenstücke von Opel. Chromringe vom alten Opel druff, fertig.


Es ist schon lustig wenn man die Reaktionen zum Auto sieht oder den Berichten von Simon lauscht. Egal ob Spießbürger, Bling-Tuner oder Autoanarcho: Jeder rümpft die Nase. Und das ist wahrer Rock'n'Roll.


Da die Kiste sehr kompatibel zum Ommi vom Bamako Chapter Sauerland ist, und zudem die letzte Opellimousine mit Heckantrieb, darf hier auch ruhig mal son Leasingrückläufer stehen. Und Simon: Ich habe meinen Wagen vorher auch gewaschen. ;-)

*Opelgold meint profanen Rost.

Andys E28


„Och, ist der Süß! Ich wusste gar nicht das BMW früher schon mal so was wie einen 1er gebaut hat.“



Die Rede ist vom E28. Und nein, der Spruch ist nicht von mir, sondern von einer Bekannten. Aber so'n bisschen Wahrheit steckt da ja nun wirklich drin, wenn man die Maße des Autos beachtet. Der 5er war in den 80ern obere Mittelklasse. Und schon damals wirkte er zierlich wenn man ihn neben einen W124er stellte.


Aber wenn er heutzutage neben einem 1er BMW parkt, sieht man erst den wahren Unterschied. Als hätte BMW einst ein schöne Tochter entworfen und dann 20 Jahre mit einem Lebensvorrat Leberwurstbrot vor den Fernseher gesetzt. Einziger Sender: RTL. Fertig ist der 1er. Der drahtige und attraktive E28 hingegen ist die freche kleine Rockerbraut von nebenan, die den Schalk im Nacken hat, tanzen will und Piercings und Tattoos nicht ganz abgeneigt ist.
Andys E28, einst zunächst von Rentnern und dann von einem Anwalt bewegt, passt zumindest absolut zu ihrem zotteligen Besitzer. Schön runtergerockt, mit Stolz seit 2010 nicht mehr gewaschen, hier und da ein paar Dellen vom Pogen und ein Totenkopfpiercing in der Fresse. Eine natürliche Schönheit könnte man sagen.


Und 'ner anständigen Keilerei geht der Wagen auch nicht aus dem Weg. Vor einigen Monaten parkte das Schmuckstück zunächst ganz unschuldig am Straßenrand, als ein 40 Tonner daran hängen blieb. Dieser schliff den BMW einige Meter mit. Das Resultat: Scheiben zerkratzt, Delle in der A Säule, Koti und Türen verdellt. Und das Dumme ist: Es sieht einfach geil aus.

Andy hat allerdings noch ein paar andere Kisten in Petto. Opel Ascona A und Admiral B. Auch nicht zu verachten – müssen nur leider noch gerichtet werden. Fürs Erste aber reicht dieser kleine dreckige BMW durchaus. Und auch wenn es nur ein 518er ist: Für einen anständigen Ritt mit Knallgas (Andys Lieblingswort) durch die Kurven oder einen kleinen Pogo in der City ist diese Karre wie geboren. Ich würde sie Lotta nennen.









Text und Fotos: CW
Gegengelesen bnoob